Steile These: Hater blockieren

Steile These: Hater blockieren

In dieser Rubrik stellen wir Alltagsbeobachtungen vor, die uns beschäftigen. Daraus leiten wir eine steile These ab, die polarisieren kann und soll. Um es noch spannender zu machen, laden wir nach Zufallsprinzip zwei Crew-Members von wepsert dazu ein, dann entweder dafür oder dagegen zu argumentieren.

Diskurs und Offenheit hin oder her, wer nur trollt und zu einem echten Gespräch - mit Argumenten und so! - nicht bereit ist, den darf man ruhig blockieren. Ob auf Twitter oder in den Kommentarspalten: das macht müde oder triggert schlimm, das macht bitter und das führt zu nichts, mit radikalen Antifeministinnen und Konsorten diskutieren zu wollen. Man kann diese Leute nicht umstimmen, da gibt es auch nicht zu agitieren, wo Hopfen und Malz verloren sind. Diese Menschen suchen nur eine Plattform für ihren Hass. Das muss man sich nicht antun, so etwas darf man ruhig aus dem eigenen Leben verbannen. In meiner Bubble herrscht Konsens und das ist gut so.

Wer nicht vernünftig diskutieren kann und nur stänkert, wird blockiert. Zack, so einfach.

Beide Seiten werden diesmal von Rebecca Faber diskutiert.


PRO

Auf der Pro-Seite kann ich Heike Fröhlich zustimmen, bei dem was sie oben geschrieben hat. Hater blockieren sollte man auf jeden Fall, wenn die emotionale und psychische Gesundheit gefährdet wird. Feminstin sein ist manchmal ganz schön anstrengend. Ich habe mich früher online sowie offline sofort mit jedem angelegt, der sexistische Sachen gesagt hat. Das war sehr anstrengend und sehr ermüdend. Es ist okay und wichtig auch eine Art Freizeit vom Feminismus zu haben, in der man mal abschalten kann. Klingt schlimm, weil Feminismus 24/7 Einsatz von uns benötigt? Nope. Feminismus ist Arbeit, eine Arbeit, die wir zumeist nebenberuflich und unbezahlt ausüben und bei jeder Arbeit darf man Pausen machen. Schreibt sogar der Gesetzgeber vor. Da darf man sich ruhig eine Bubble suchen, in der Konsens herrscht und Hater blockieren. (Mir ist bewusst, dass dies ein Privileg von weißen Feministinnen ist und ich spreche hier auch bewusst nur von Feminismus nicht auch von Rassismus.)

Ein anderer Fall ist es, wenn man sich einem Shitstorm, Netzgewalt und Hetze über einen langen Zeitraum ausgesetzt sieht. Das macht krank. Hier sollte man nicht sofort blockieren (dann kann man die Täter nicht nachverfolgen), sich aber sofort Hilfe suchen und das Profil jemand anderem übergeben. Hilfe findet man zum Beispiel bei Netzcourage. Ebenso sollte man sich sofort um rechtlichen Beistand bemühen, wenn man konkret bedroht wird.

Hier findet ihr zwei Geschichten von Frauen, die Opfer von Netzgewalt und Hetze wurden und sich gewehrt haben.

CONTRA

Sofern es nicht die eigene Gesundheit gefährdet, sollte man auf jeden Fall auf Kommentare von Hatern reagieren, statt zu blockieren! Vielleicht ist es tatsächlich so, wie Heike Fröhlich oben schreibt, dass man diese Leute nicht umstimmen kann. Aber: Auch andere Leute lesen Kommentarspalten und die können vielleicht noch von logisch und rhetorisch sauberen Argumenten überzeugt werden! Außerdem ist es ein gutes Gefühl für alle nicht AfD-Wähler*innen Kommentarspalten zu lesen, in denen sich Leute argumentativ gegen die sexistische, rassisstische und menschenverachtende Hetze wehren.

Ein schönes Beispiel wie man mit Hatern umgehen kann, ist Margarete Stokowski, feministische Online-Kolumnistin bei Spiegel Online. Sie wird sehr oft angefeindet (auch wenn die meisten Rückmeldungen, die sie bekommt positiv sind, wie sie in der Einleitung von ihrem Buch Die letzten Tage des Patriarchats schreibt). Wenn sie auf Hasskommentare antwortet, bleibt sie ruhig und fragt nach, was da beim Gegenüber los ist, ohne ausfallend zu werden. Oft nimmt das den Hatern den Wind aus den Segeln. Einem Hater hat sie öffentlich, in Form einer Kolumne, einen Brief geschrieben und sich gefragt, warum er ihr den Tod wünscht. Den lustigen und nachdenklichen Text gibt es hier.

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