Marry Klein: Gute Mukke und feministische Vibes - Interview mit Julia Bomsdorf
Das Harry Klein, eine der alternativeren Oasen für elektronische Musik in München, veranstaltet jedes Jahr im März den feministischen Festivalmonat Marry Klein, der auf die Benachteiligung von Frauen und Queers in der elektronischen und auch allgemein der Musikszene aufmerksam machen soll. Einen Monat lang dürfen nur Frauen und nicht-binäre Menschen auflegen. Begleitend gibt es Workshops zu feministischen Themen.
Wir haben Julia Bomsdorf, DJ, Veranstalter*in und dieses Jahr Kurator*in des Rahmenprogramms des Marry Klein Monats, nach den Hintergründen des Festivals und nach möglichen Geheimtipps gefragt.
Wepsert: Julia, du bist Veranstalter*in und DJ in München. Welchen Herausforderungen begegnest du?
Julia: Grundsätzlich sind die Herausforderungen in München dieselben wie überall in der Kulturbranche: oftmals prekäre Arbeitsverhältnisse, wenig bis gar nicht bezahlt, keine Festanstellungen usw. Gerade um in einer teuren Stadt wie München überleben zu können, muss man so also oftmals tagsüber der Lohnarbeit nachgehen und dann danach eben noch der Kulturarbeit. Besonders wenn man dabei einem politischen Anspruch an sich hat, der beinhaltet, auch für andere Geringverdiener*innen zugänglich zu sein, freut man sich meistens wenn man am Ende überhaupt auf null rauskommt. Die ersten Jahre hab ich eigentlich nur selber draufgezahlt. Das geht aber auch nicht nur mir so, viele Partycrews und andere Veranstalter*innen erzählen da ähnliches. Oftmals stehen also leider finanzielle Faktoren hinter dem Scheitern der Dinge.
Wepsert: Warum muss es ein Festival wie das Mary Klein geben? Wäre es nicht besser, strukturell etwas am Normprogramm der Clubs zu ändern (z.B. durch eine Quote oder ähnliches)?
Julia: Ich denke, dass das eine ja das andere nicht ausschließt. Aber natürlich sollte man sich nie auf diesem einen Monat ausruhen und den Rest des Jahres strukturelle Ungleichheiten im Betrieb ignorieren. Trotzdem möchten wir mit diesem einen speziellen Monat eben ein klares Zeichen setzen: Es gibt genug Frauen und nicht-binäre Menschen um einen kompletten Monat 3-4 Tage pro Woche voll zu besetzen. Auch für einen Club mit kommerziellen Hintergrund lohnt und rechnet sich das. Egal welches Argument andere dafür bringen eben kein diverseres Line-Up zu haben, wir können es damit widerlegen. Zusätzlich dazu arbeiten wir gerade aber clubübergreifend auch an verschiedenen Konzepten um das Nachtleben das ganze Jahr über diverser und besser für alle zu machen.
Wepsert: Klingt gut! Und was macht das Marry noch so besonders?
Julia: In München gibt es nichts vergleichbares mit so einer expliziten Message. Alle Beteiligten machen sich sehr viel Mühe von den gewohnten Mustern abzuweichen und stecken viel Zeit und Arbeit in das Projekt rein. Gerade auch für die Workshops ist es extrem hilfreich so ein professionelles Umfeld mit gutem Equipment zu haben, an dem sich viele ausprobieren und lernen können. Auch die Reichweite die ein Club hat, der eben doch auch von Teilen der breiteren Masse besucht wird, ist toll. So werden Menschen mit diesen Themen erreicht, die vielleicht davor noch nicht viel davon mitbekommen haben.
Wepsert: Was sind deine Highlights und Must-sees dieses Jahr während des Marry Klein Festivals?
Julia: Das ist schwierig zu sagen bei so viel toller Auswahl! Mein persönliches Highlight wird aber definitiv am 8.3 die Party zum Weltfrauen*kampftag, die wir mit meinem Kollektiv WUT veranstalten. Im Vorhinein gibt es ein Filmscreening des Films „Female Pleasure“. Und im Anschluss spielen dann Cinthie aus Berlin, Essika aus München und ich auf dem Mainfloor und im Separee Iso E Super, Onna, Käthe und DJane bi män, die alle Teil des WUT-Kollektives sind.
Wepsert: Welche anderen queeren und/oder feministischen Parties und Festivals in München kannst du empfehlen?
Julia: Am 6.4 findet so wie auch letztes Jahr der Edit-A-Ton statt, zu dem ich auch eingeladen wurde mit einem DJ-Workshop und dem Booking des Konzertes und der Party etwas beizutragen. Es gibt ein wahnsinnig vielfältiges und tolles Programm mit verschiedensten Talks, Workshops, Performances und eben anschließend einem Konzert und Party. Auch toll finde ich die Gruppe Beyond Color, die Veranstaltungen in Form von Workshops, Talks und mehr für und von queeren POCs veranstaltet.
☞ Weiterlesen:
Die Veranstaltung am 8. März auf dem Marry Klein auf Facebook
Marry Klein auf der Harry Klein Webseite
Julias Profil auf mixcon-munich.de
Ein Interview mit Julia bei mucbook.de
Ein Interview mit Julia in der Süddeutschen