Vor der Wahl - Feminismus, Abtreibung und Asyl
In zwei Tagen wird gewählt. In der letzten Woche gab es drei große Demonstrationen zu feministischen Themen, die die Menschen dazu anhalten, bei der Wahl auch Gleichberechtigungsthemen zu berücksichtigen und sich bewusst zu sein, dass nicht alle in diesem Land das Privileg haben mitzubestimmen, wer in den Bundestag kommt.
Letzten Samstag fand der große We'll come United Community Carnival statt. Vom Innenministerium liefen ca. 10 000 Menschen über vier Stunden lang durch die Berliner Innenstadt zum Oranienburger Platz, demonstrierten gegen Rassismus und feierten Gemeinschaft. Es sollte ein klares Zeichen vor der Wahl gesetzt werden, in Anbetracht der Tatsache, dass viele Migrant*innen und Geflüchtete keinerlei Möglichkeiten haben, selbst zu wählen oder politisch Einfluss zu nehmen. Unter den vielen kreativ gestalteten Paradewägen fand sich auch der Wagen der Women in Exile, der das Augenmerk besonders auf geflüchtete Frauen* legte. Unter dem Motto "Feminismus ist für Alle" wurde gefordert, dass geflüchtete Frauen* besonders geschützt und die Lagerzustände abgeschafft werden sollen.
Parallel dazu demonstrierten ca. 2000 Feminist*innen für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und das Recht auf Abtreibung. Die Demonstration richtete sich gegen den "Marsch für das Leben", der wie jedes Jahr vor dem Reichstag gegen Abtreibung stattfand und Grußworte von Vertretern der CSU und CDU erhielt. Gegen deren übergriffige Forderungen setzten die Feminist*innen ausgefallene Kostüme z.B. aus dem dystopischen Roman von Margaret Atwood "The Handmaids Tale" (siehe unten) und die Betonung auf das Recht von Frauen, selbst über ihren Körper bestimmen zu dürfen. Die feministische Abtreibungsdemo traf am Lustgarten auf den We'll Come United Demozug und schlossen sich ihm dann solidarisch an.
Außerdem trafen sich die Women in Exile gestern erneut für eine Demonstration, die noch einmal speziell auf die Bedürfnisse geflüchteter Frauen* aufmerksam macht. Für viele geflüchtete Frauen* stellt sich der Aufenthalt in den Lagern nach der aufreibenden Fluchterfahrung als neue Tortur heraus. Wenige Rückzugsmöglichkeiten, viele Männer* und wenige Frauen* auf engem Raum und insgesamt prekäre Verhältnisse stellen den Nährboden für Missbrauch und erneute Traumatisierung. Deshalb fordern die Women in Exile eine Abschaffung von Lagern und insbesondere für Frauen* besonderen Schutz und intensive Betreuung. Für das Wochenende organisieren die Women in Exile deshalb die Women breaking Borders Konferenz, auf der sie über Vorurteile und Privilegien diskutieren und ein Raum für Flüchtlingsfrauen* geschaffen wird, "indem wir Grenzen überwinden und mit unseren Talenten unsere Gemeinschaft stärken".