Monatsblutung, die zweite (Menstruationstasse)
Menstruationstassen sind - wie der Name verrät - Tassen, mit denen sich Menstruationsblut auffangen lässt. Wesentlich sexier klingt die alternative Bezeichnung Moon Cup, allerdings ist diese ein Markenname, ähnlich wie sich bei Tampons auch OB durchgesetzt hat. Die Tassen gibt es in verschiedenen Formen, Farben und Größen und mittlerweile auch von ziemlich vielen Marken.
Das Prinzip, wie sie funktionieren, ist einfach: Die Tasse wird vaginal eingeführt - wie ein Tampon, nur dass sie meist nicht so tief sitzt - und fängt das Blut auf. Anschließend kann man den Cup entleeren, auswaschen und wieder einsetzen. Was in der Theorie einfach klingt, bringt für viele Fragen mit sich: Warum zum Cup wechseln, wenn es Tampons gibt? Wie leere ich die Tasse auf öffentlichen Toiletten? Was soll daran eigentlich praktisch sein? Ist das nicht eklig und unhygienisch? Und: Hilfe, meine Tasse läuft aus - was tun?
Wer die Wahl hat, hat die Qual
Selbst wer sich trotz all dieser Vorbehalte dazu entscheident, der Tasse eine Chance zu geben, stößt auf eine unerwartete Hürde: Welche Tasse ist die richtige? Es gibt mittlerweile so viele Modelle, dass es schier unmöglich scheint, die richtige zu finden - vor allem, wenn man noch überhaupt keine Erfahrung mit den Tassen hat. Viele Online-Anbieter haben komplizierte Tabellen und fragen Merkmale wie Alter, Körpergröße, Sportlichkeit, eigene Kinder, schon den ersten Sex gehabt, ab. Als würde man sich bei einer Partnerbörse anmelden wollen. Dann gibt es Tassen, die haben unten Stiele, Perlen oder gar nichts und am Ende muss man sich noch für eine Farbe entscheiden!
Ich kann empfehlen, sich davon nicht abschrecken zu lassen. Wichtig ist es, einen Cup zu wählen, der vom Anbieter passend für die eigene Altersklasse gekennzeichnet ist. Außerdem spielt es tatsächlich eine Rolle, ob man schon eine Geburt hinter sich hat und ob man schon Sex hatte oder nicht. Man muss aber keine Angst haben, etwas falsch zu machen: Es kommt mehr auf die richtige Handhabung an als auf die richtige Tasse. Wer unsicher ist oder nach viel Übung und Zeit wirklich feststellt, dass der Cup nicht funktioniert, kann sich auch bei Me Luna* kostenlos beraten lassen. (Überhaupt eine gute Anlaufstelle für allerlei Probleme bezüglich Cups und Perioden.)
Ob unten ein Stiel, eine Perle oder gar nichts ist, ist letztenendes egal. Stiel oder die Perle, in die man einen kleinen Stiel einhaken kann, sollen dazu dienen, die Tasse besser rausholen zu können. Aber keine Sorge, raus kriegt man sie immer. Ich habe meinen Stiel komplett abgeschnitten, weil er mich gedrückt hat - und auch alle, die ich kenne, die die Tasse benutzen, haben keinen Stiel oder eine sonstige Ausfuhrhilfe.
Ruhig Blut - aller Anfang ist schwer
Wenn man die erste Hürde genommen hat, steht man gleich vor dem nächsten Problem: Wie zur Hölle krieg ich dieses Riesending in meine Vagina? Anleitungen gibt es haufenweise: Auf dem Beipackzettel, bei meluna.de oder gleich bei YouTube. Spoiler-Alert: Der Trick ist es, die Menstruationstasse zu falten und in gefalteter Form einzuführen. Das Problem ist, dass sie sich dann in der Vagina richtig entfalten muss, damit Unterdrück entsteht und damit auslaufsicher ist. Wichtig: Vor jeder Benutzung anfeuchten.
Hier ein paar Tipps von mir:
1. Bis man die Tasse auslaufsicher einführen kann (und auch schmerzfrei wieder rausbekommt), braucht es viel Zeit. Und damit ist gemeint: mehrere Perioden. Man sollte deswegen nicht verzagen und nicht aufgeben. Bis man es sicher kann, lohnt es sich, gleichzeitig Binden oder Reinbluthöschen zu verwenden, zur Sicherheit.
2. Beim allerersten Mal, also am ersten Tag, wenn man den Cup verwendet, sollte man lieber zu Hause sein. So kann man jederzeit in Ruhe den Sitz der Tasse korrigieren. Außerdem muss man den Cup am Anfang oft rausnehmen, weil man noch kein Gespür dafür hat, wie lange man ihn tragen kann, bis er überläuft. Bis man den richtigen Rhythmus im Blut hat, braucht es Zeit.
3. Ruhig bleiben. Entspannt bleiben. Durchatmen. Wenn man nervös ist und es eilig hat, verkrampft man sich und es kann wehtun.
4. Such dir gleich am Anfang eine Position und eine Falttechnik, merk sie dir und behalte sie bei. Nur so bekommst du die richtige Übung. Ich stelle zum Einführen das rechte Bein auf den Badewannenrand und benutze die rechte Hand zum Einführen. Ich falte meinen Cup zu einem 'C', halte ihn zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger, atme aus, und führe ihn so weit wie möglich ein, bevor ich ihn loslasse und er sich entfaltet. Mit Daumen und Zeigefinger ziehe ich ihn wieder ein paar Millimeter raus und schiebe ihn dann wieder hoch mit Gegendruck vom Beckenboden.
Das Rausnehmen war für mich von Anfang an schwieriger, aber auch das kann ich inzwischen. Ich sitze dabei auf der Toilette, drücke ihn einfach mit dem Beckenboden raus, bis ich ihn mit zwei Fingern greifen kann. Kurz bevor er ganz draußen ist, greife ich mit drei Fingern vorsichtig den oberen Rand, drücke ihn minimal zusammen und hole ihn raus.
Vorteile:
Lange Tragedauer; kein Wegwerfprodukt; auf lange Sicht billiger als Tampons; kein Austrocknen der Vaginalschleimhäute; keine Veränderung der Vaginalflora; besserer Überblick über das eigene Blut und die eigene Periode
Nachteile:
Lange Eingewöhnungsphase bzw. schwierige Handhabung; evtl. Schmerzen beim Einführen und Rausnehmen; unpraktisch bei schlechten Badezimmersituationen (zum Beispiel auf Festivals); aufwendige Reinigung; Gefahr des Toxischen Schocksyndroms (TSS)
Tragedauer:
4–8 Stunden
Kosten und Beschaffung:
ca. 10–20 Euro für eine Tasse, die jedoch über Jahre hinweg verwendet werden kann; in vielen Online-Shops und mittlerweile auch in jeder Drogerie erhältlich
Öffentliche Toiletten:
Wenn ich von meiner Menstruationstasse erzähle, werde ich ständig gefragt, was man auf öffentlichen Toiletten macht. Diese Sorge kann ich gut verstehen, ich hatte/habe auch Angst davor, blutige Rückstände vor anderen Frauen* in einem öffentlichen Waschbecken auszuspülen. Das muss man aber auch nicht. Die Tasse lässt sich viel länger tragen als ein Tampon. Auch an meinen blutigsten Tagen muss ich sie nur einmal morgens und einmal abends vor dem Schlafen wechseln. (An leichten Tagen sogar nur einmal morgens.) Und da hat man meistens ein eigenens Bad zur Verfügung.
Im Not- oder Ausnahmefall kann man den Cup aber auch getrost auf einer öffentlichen Toilette ausleeren. Ich suche mir dafür gerne Toiletten für Menschen mit Mobilitätseinschränkung, dort ist das Waschbecken gleich mit in der Kabine. (Höflich ist es, das Waschbecken danach mit (Taschen-)Tuch und Seife kurz auszuwischen.) Wenn auch das nicht möglich ist, nehme ich mir eine kleine Flasche Leitungswasser mit in die Kabine und reinige den Cup über der Toilette mit reinem Wasser und ein bisschen Klopapier. Durch die Benutzung der Tasse verliert man Berührungsängste mit dem eigenen Blut. Die Tasse ist nicht eklig oder unhygienisch, auch wenn sie voll ist. Und solange man sich vor dem Ausleeren die Hände gewaschen hat, muss man auch keine Angst vor Keimen und Bakterien haben. Im eigenen Bad spült man den Cup ja auch nur mit klarem Wasser.
Reinigung:
Die Reinigung der Tasse ist das, was mich an ihr am meisten nervt, aber eigentlich hält sich der Aufwand in Grenzen. Man sollte sie gründlich reinigen, wenn sie neu ist und nach jeder Periode. Während der Periode reicht es, sie nach jedem Ausleeren gründlich mit klarem Wasser auszuspülen. Erst wenn die Blutung vorbei ist, muss man sie desinfizieren. Hierfür legt man sie für ca. 5 Minuten in heißes Wasser mit ein bisschen Essig, sodass sie ganz bedeckt ist. Alle Tassen haben auch kleine Löcher an der Oberkante. Um diese zu reinigen, verwende ich kleine Bürstchen, die eigentlich zum Reinigen von Zahnzwischenräumen gedacht sind. Auf chemische Desinfektionsmittel sollte man verzichten, aber man kann, wenn man möchte, auch Reinigungstabs für Schnuller und Nuckelflaschen von Säuglingen verwenden. Essig und Abkochen sind aber völlig ausreichend.
Sauna- und Schwimmbad:
Den Sauna- und Schwimmbadtest besteht die Tasse mit Bravur! Sie ist absolut auslaufsicher, saugt sich - anders als Tampons - nicht mit Wasser voll und es gibt auch kein lästiges Schnürchen zu verstecken!
Persönliche Erfahrung:
Es hat wirklich lange gedauert, bis ich die Tasse sicher ein- und ausführen konnte. Besonders beim Rausnehmen hatte ich oft Schmerzen und bin wund geworden. Eine Zeitlang habe ich auch deswegen auf die Tasse verzichtet und wieder andere Produkte verwendet, die aber auf lange Sicht nicht so praktisch für mich waren. Dann habe ich nochmal neu justiert, etwas rumprobiert und bekomme die Tasse jetzt raus, ohne dass es weh tut. Der Trick ist, wie gesagt, sich zu entspannen und nicht zu hetzen.
Der größte Vorteil ist für mich, dass ich mich nicht jedesmal, wenn ich aufs Klo gehe, mit meiner Periode beschäftigen muss. Ich muss nicht ständig Tampons in Kleidern ohne Taschen transportieren oder mich darum kümmern, welche dabei zu haben. Außerdem trocknet die Tasse meine Scheide nicht aus, ich bin nicht mehr wund und es juckt nicht mehr!
Hin und wieder passiert es aber leider, dass doch ein bisschen Blut in meinem Höschen landet, vor allem am ersten Tag der Periode, auch wenn der Cup richtig sitzt. Ich vermute, das liegt daran, dass die Tasse ja nur das auffangen kann, was von oben runterläuft, wenn schon etwas Blut im Scheideneingang ist, saugt der Cup es - anders als Tampons - eben nicht auf. Ich verwende deswegen am ersten Tag häufig Stoffbinden oder Levantinerschwämmchen (mehr dazu demnächst!).
Außerdem habe ich manchmal das Gefühl, dass der Unterdruck der beim Einführen der Tasse entsteht meine Unterleibsschmerzen verstärkt. Bis jetzt hat aber noch niemand, mit der ich darüber geredet habe, bestätigt, dass es bei ihr auch so ist. Es könnte also auch Einbildung sein. Eine Freundin erzählte mir dagegen, dass ihr der Cup auf die Harnröhre drückt, was das Pinkeln erschwere.
Von allen pragmatischen Vor- und Nachteilen abgesehen, hat sich durch die Tasse auch verändert, wie ich zu mir und meinem eigenen Blut stehe. Früher fand ich mein Blut super eklig und wollte mich auch nicht damit auseinandersetzen. Jetzt habe ich ein ganz anderes Körpergefühl, einfach weil ich mein Blut sehe, aufgefangen in der Tasse. Ich sehe die Menge, die Konsistenz und die Farbe - alles drei verändert sich erheblich während der Periode. Das ist sehr faszinierend. Und ich habe auch die Berührungsängste mit meinen eigenen Körperflüssigkeiten verloren! Ein Gefühl, dass ich jeder Frau* wärmstens wünsche!
Fazit:
Ich mag meine Menstruationstasse. Alles in allem ist sie für mich angenehmer als ein Tampon, weil sie mich nicht austrocknet und ich mag es, dass ich sie weniger oft wechseln muss. Nervig ist das Rausholen, Ausleeren und Wiedereinsetzen aber schon manchmal. Dafür ist sie auf lange Sicht wesentlich billiger als Tampons.
Dies ist der zweite Teil einer Reihe über Hygieneprodukte für die weibliche Periode.
* Keine bezahlte Partnerschaft mit Me Luna
Mehr Info zu Menstruationstassen und wie du sie anwendest hier.